Freitag, April 01, 2016

Wieder einer


Hans-Dietrich Genscher ist tot

Er war FDP-Chef, Außenminister und eines der prägenden Gesichter der deutschen Einheit: Hans-Dietrich Genscher ist tot. Der Politiker starb in der Nacht zum Freitag im Alter von 89 Jahren im Kreise seiner Familie in seinem Haus in Wachtberg-Pech, wie sein Büro in Bonn mitteilte. Todesursache sei Herz-Kreislauf-Versagen.

Genscher war - von 1974 bis 1992 - 18 Jahre lang Außenminister und in dieser Funktion maßgeblich an den Verhandlungen zur Wiedervereinigung beteiligt. Sein unvollendeter Satz in der Prager Botschaft ging in die Geschichte ein. Am 30. September 1989 sagte er vor 4500 DDR-Bürgern, die in die Botschaft geflohen waren: "Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise ..." Der Rest ging im Jubel unter.

Zum schwierigsten Moment seiner politischen Karriere gehörte die Geiselnahme jüdischer Sportler während der Olympischen Spiele 1972 in München. Genscher - damals Innenminister im Kabinett Willy Brandt - bot sich als Austauschgeisel an. Das lehnten die palästinensischen Terroristen jedoch ab. Den tödlichen Ausgang des Dramas sah Genscher als persönliche Niederlage und bot seinen Rücktritt an.

In Deutschland gehörte er zu den beliebtesten Spitzenpolitikern und zu den großen Persönlichkeiten der Liberalen. 1952 trat Genscher in die FDP ein, von 1974 bis 1985 war er Vorsitzender der Partei.

1992 zog sich Genscher für viele überraschend von seinen Ämtern zurück. 1998 schied er nach 33 Jahren auch aus dem Bundestag aus. Der Politiker, dessen Markenzeichen ein gelber Pullover war, musste immer wieder mit gesundheitlichen Problemen kämpfen. Als Ehrenvorsitzender seiner Partei meldete er sich jedoch auch weiterhin regelmäßig zu aktuellen politischen Themen zu Wort.

FDP-Chef Christian Lindner äußerte sich auf Twitter zum Tod des früheren Parteivorsitzenden:


hat Geschichte geschrieben und unser Land geprägt. Wir haben ihm viel zu verdanken. Unsere Trauer kann nicht größer sein. CL

— Christian Lindner (‎@c_lindner)

Die Bundesregierung würdigte den früheren Außenminister in einer ersten Reaktion auf die Todesnachricht als großen Staatsmann.   

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